Der Weg nach ganz vorne
Aber wie macht man das? Wie wird man so schnell und so erfolgreich? Jessica zuckt mit den Schultern, lacht, schiebt sich die hellblonden, langen Haare aus dem Gesicht. So richtig könne sie das auch nicht erklären. Jeder Fahrer könne auf seine Art schnell sein. Ihr Bruder fahre eher aggressiv.
„Aber meine große Stärke ist mein sanfter Fahrstil.“ Sie habe immer viel beobachtet. Im Fernsehen, als Zuschauerin bei Live-Rennen. Wie die Fahrer und Fahrerinnen die Kurven nehmen, ob sie hart oder schnell bremsen.
Auf ihrer Facebook-Seite hat Jessica kürzlich gepostet: „All meine Wünsche haben sich erfüllt, dank dir, Papa!“ Tatsächlich hat ihr Vater von Anfang an an ihrem Auto rumgeschraubt, sie und ihren Bruder immer gefördert und ist bis heute ihr Coach. Er war auch derjenige, der ihr 2018 den Kontakt ins italienische Team „Target Competition“ vermittelte, in dem auch ihr Bruder Andreas fährt. Nach Jahren auf Rallycross- und Karting-Pisten konzentriert sie sich jetzt auf TCR. Jessica fühlt sich nicht nur im Team zu Hause, sondern vor allem auch in ihrem Hyundai i30 N TCR. „Ein super Hersteller“, sagt sie, und: „Ein schnelles Auto, man muss sich ja nur mal die Ergebnisse der Fahrer anschauen. Und ich habe das Gefühl, es passt gut zu mir und zu meinem Fahrstil.“ Und vielleicht ist es auch ihr besonderer Fahrstil, der sie so erfolgreich und einzigartig macht. Schließlich ist sie als eine Fahrerin in einer männerdominierten Sportart noch eine Seltenheit. Für sie ist es jedoch kein Problem, sich direkt mit ihren männlichen Kollegen zu messen. „Ehrlich gesagt fühlt es sich supergut an. In welchem anderen Sport können Frauen direkt gegen Männer antreten?“ Auch wenn sie in ihrem Heimatland Schweden neben einer Frau nur Männer als Mitstreiter hat, seien Fahrerinnen hier kein großes Thema, sagt Jessica. In anderen Ländern schon, wie zum Beispiel in Spanien. „Da werde ich dann besonders gern vom Track abgedrängt“, erklärt sie. „Als Mann würde mir das nicht passieren.“ Aber diese Provokationen haben auch ihr Gutes – für Jessica sind sie ein großer Antrieb, sich in diesem männerdominierten Sport auch weiterhin als starke Fahrerin zu beweisen.