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PORTRAIT

Eine außergewöhnliche
Rennfahrerin

Der Geruch von Benzin, aufheulende
Motoren, das Gefühl zu fliegen: Jessica
Bäckman und ihr Hyundai i30 N TCR sorgen
in der Motorsportwelt für Aufsehen.
Text: Jenni Roth
Fotos: Oskar Omne, Carolina Mella, Fabio
Ravaioli, 1VIER, privat

Jessica Bäckman weiß nicht mehr genau, wie alt sie war, als sie das erste Mal am Steuer eines Autos saß – auf dem Schoß ihres Vaters. Ihr Vater hat Autos schon immer geliebt. Wie viele Menschen hier in Boden, einer Kleinstadt mit 26.000 Einwohnern, 1.000 Kilometer nördlich von Stockholm, nicht weit bis zum Polarkreis. Es ist nicht viel los hier oben, rundherum Wälder, Böschungen, Felsen – die perfekten Voraussetzungen, um gut Autofahren zu lernen. Im Sommer muss man auf Schotterpisten fahren können und im Winter auch auf spiegelglatten Straßen zum Supermarkt kommen. Und irgendjemand hat immer Freunde, die auf einem Bauernhof wohnen, wo es genug Werkzeuge gibt, um das Auto aufzumotzen.

Ihr Vater, ein Ingenieur und Mechaniker, liebt es nicht nur, Autos zu fahren. Er repariert sie auch gern. Und er hat schon immer eine Leidenschaft für den Motorsport, genau wie Jessicas Mutter. Jessica und ihr älterer Bruder Andreas wuchsen mit lauten, schnellen Autos auf, zumal auch ein Onkel Rallye-Fahrer ist. Jessica und Andreas verpassten kaum ein Rennen im Wald. Als Jessica sieben Jahre alt war, erfuhr ihre Mutter von einer Gokart-Schule in der Nähe. Sie meldete ihre Kinder an und die Erstklässlerin war vom ersten Moment an begeistert. Schon damals verliebte sie sich in den Benzingeruch, bekam eine Ahnung vom Rausch der Geschwindigkeit. Nach wenigen Monaten fuhr sie schon ihr erstes Rennen mit einem Kart, das auf 80 Stundenkilometer kam. Mit neun Jahren dann das erste offizielle Rennen und direkt der erste Sieg beim „Bergringen Raceway“ auf dem Karting Track in Svenstavik. „Ich war immer schnell.“ Und von Anfang an schwelgte sie im Gefühl beim Fahren. „Das Adrenalin, die Geschwindigkeit und die Kurven– fast wie Fliegen.“

Portrait Jessica Bäckmann
„Immer gewinnen, immer lässig bleiben.“

16 Jahre später sitzt sie in ihrem Zweizimmerapartment in Boden. Auf einem Regal steht ein Kinderhelm, einer ihrer ersten, erzählt sie, er ist rosafarben geblümt. Jessica zeigt eine Glasvitrine im Wohnzimmer, sie ist voll mit Pokalen aber ihrem Bett hängt ein Kranz, den sie 2017 bei den Schwedischen Kartmeisterschaften auf dem Asum Ring in Kristianstad gewonnen hat. Und daneben schließlich noch: Ein gerahmtes Autogramm von Michael Schumacher. Es ist viele Jahre her, erzählt Jessica, da sei sie nach einer Testfahrt im belgischen Genk auf ihn zugegangen und habe ihn um das Autogramm gebeten. Schumacher sei für sie schon immer ein großes Vorbild gewesen, sagt sie: „Immer gewinnen, immer lässig bleiben, immer lächeln.“ Denn das alles, weiß Jessica, ist wichtig, wenn man nach oben will.

Mittlerweile ist Jessica 23 Jahre alt, dreifache Schwedische Meisterin im Karting und stand viermal auf dem Siegerpodest bei vier verschiedenen, internationalen TCR-Meisterschaften. Allein in der Saison 2019 schaffte sie es dreimal auf das Siegertreppchen und holte für Schweden bei der „Motorsport- Olympiade“, den FIA Motorsport Games, den sechsten Platz. „Das war ein super Jahr für mich. Ich hätte nie gedacht, dass ich schon in meinem zweiten Racing-Jahr so weit vorn mitfahre mit den besten Fahrern der Welt.“ Und sicher gäbe es noch mehr Nachrichten über Jessica Bäckman, wenn nicht Corona dazwischengekommen wäre, schließlich wurde sie erst Anfang 2020 in das Schwedische Nationalteam geholt.

Jessica Bäckmann in Action

Jessica Bäckman

ist dreifache Schwedische Meisterin, war viermal auf dem Siegerpodest bei verschiedenen
TCR Meisterschaften. Sie holte den sechsten Platz bei den FIA Motorsport Games und war VIP-
Fahrerin beim Hyundai Team Engstler in der ADAC TCR Germany Saison 2019 beim Rennen in Most.

Jessica Bäckmann im Cockpit
Der Weg nach ganz vorne

Aber wie macht man das? Wie wird man so schnell und so erfolgreich? Jessica zuckt mit den Schultern, lacht, schiebt sich die hellblonden, langen Haare aus dem Gesicht. So richtig könne sie das auch nicht erklären. Jeder Fahrer könne auf seine Art schnell sein. Ihr Bruder fahre eher aggressiv.

„Aber meine große Stärke ist mein sanfter Fahrstil.“ Sie habe immer viel beobachtet. Im Fernsehen, als Zuschauerin bei Live-Rennen. Wie die Fahrer und Fahrerinnen die Kurven nehmen, ob sie hart oder schnell bremsen.

Auf ihrer Facebook-Seite hat Jessica kürzlich gepostet: „All meine Wünsche haben sich erfüllt, dank dir, Papa!“ Tatsächlich hat ihr Vater von Anfang an an ihrem Auto rumgeschraubt, sie und ihren Bruder immer gefördert und ist bis heute ihr Coach. Er war auch derjenige, der ihr 2018 den Kontakt ins italienische Team „Target Competition“ vermittelte, in dem auch ihr Bruder Andreas fährt. Nach Jahren auf Rallycross- und Karting-Pisten konzentriert sie sich jetzt auf TCR. Jessica fühlt sich nicht nur im Team zu Hause, sondern vor allem auch in ihrem Hyundai i30 N TCR. „Ein super Hersteller“, sagt sie, und: „Ein schnelles Auto, man muss sich ja nur mal die Ergebnisse der Fahrer anschauen. Und ich habe das Gefühl, es passt gut zu mir und zu meinem Fahrstil.“ Und vielleicht ist es auch ihr besonderer Fahrstil, der sie so erfolgreich und einzigartig macht. Schließlich ist sie als eine Fahrerin in einer männerdominierten Sportart noch eine Seltenheit. Für sie ist es jedoch kein Problem, sich direkt mit ihren männlichen Kollegen zu messen. „Ehrlich gesagt fühlt es sich supergut an. In welchem anderen Sport können Frauen direkt gegen Männer antreten?“ Auch wenn sie in ihrem Heimatland Schweden neben einer Frau nur Männer als Mitstreiter hat, seien Fahrerinnen hier kein großes Thema, sagt Jessica. In anderen Ländern schon, wie zum Beispiel in Spanien. „Da werde ich dann besonders gern vom Track abgedrängt“, erklärt sie. „Als Mann würde mir das nicht passieren.“ Aber diese Provokationen haben auch ihr Gutes – für Jessica sind sie ein großer Antrieb, sich in diesem männerdominierten Sport auch weiterhin als starke Fahrerin zu beweisen.

Portrait Jessica Bäckmann

Das Adrenalin, die Geschwindigkeit und die Kurven, fast wie Fliegen.

Jessica Bäckmann im Rennwagen
„Wer entspannt ist, fährt besser.“

Um all dem Druck standzuhalten, arbeitet sie auch mit einem Mental Coach. Schließlich muss man im Rennsport auch mental fit sein. Der Trainer bringt ihr bei, wie man Ruhe bewahrt, sich fokussiert, auch wenn es gerade nicht gut läuft. „Wenn man in einem heißen Auto sitzt, ist man schnell in diesem Gedanken gefangen, wie unerträglich heiß es ist, statt sich auf das Rennen zu konzentrieren“, sagt Jessica. Sie muss auch cool bleiben, wenn sie sich beim Fahren verloren fühlt. Oder wenn die Angst kommt. Einmal hatte sie einen Unfall, erzählt Jessica. Sie überschlug sich zweimal und landete zwar wieder auf den Rädern, aber das Auto füllte sich mit Rauch, die Tür klemmte. Jessica hatte Glück, sie wurde rechtzeitig aus dem Auto befreit. „Nach solchen Vorfällen ist es wichtig, sofort wieder weiterzufahren. So wie Reiter nach Unfällen gleich wieder aufs Pferd steigen sollten.“ Mittlerweile klappt das mit der Ruhe ganz gut, auch wenn Jessica nicht genau weiß, was zuerst da war, die Ruhe oder die guten Nerven. Aber die Nerven zu behalten ist beim Rennsport entscheidend – wer weniger nervös ist, ist entspannter und hat die bessere Feinmotorik.

Wie die Reise nun weitergeht, ist für Jessica nicht genau klar. Wegen Corona sind ihre Träume vorerst geplatzt: Sie wollte den TCR-Titel holen und 2021 bei der FIA World Touring Car Cup WTCR ganz vorne mitfahren. Wahrscheinlich geht die Saison im Juni wieder los, sicher ist das aber nicht. Bis dahin versucht sie, sich auf den Ernstfall vorzubereiten: An den Wochenenden trainiert sie in ihrem Simulator im Haus ihrer Eltern, weil es in der Nähe keine Rennstrecke gibt. Aber mit den drei Bildschirmen vor sich, im Rennfahrersitz mit Steuer und Pedalen fühlt sich das fast wie echtes Fahren an. Um auch physisch fit zu bleiben, fährt sie jede Woche in ihrem roten Cabriolet ins Fitnessstudio, wenn nach ihrem Marketing-Job noch Zeit bleibt. Denn Jessica pflegt nicht nur ihre eigenen Social-Media-Accounts und schreibt ihre eigenen Pressemitteilungen – sie arbeitet hauptberuflich in der Marketing-Abteilung in der Firma ihres Vaters.

Eigentlich wollte Jessica nie weg aus ihrer Heimat: Zu viele Menschen, zu viel Verkehr, zu viele Autos, sagt sie. Viele Autos mag sie nur auf der Rennstrecke. Und da gern so viele wie möglich: „Ich liebe internationale, große Wettbewerbe“, sagt Jessica. Und sie hofft, dass das bald wieder zu ihrem Alltag gehört. Und dass sich ihr Traum einer Profi-Sportlerin erfüllt, Sponsoren ihr den kostspieligen Sport finanzieren und sie in Vollzeit als Rennfahrerin arbeiten kann. "Immer gewinnen, immer lässig bleiben, immer lächeln, dann wird das schon", sagt sie.

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1 Die angegebenen Verbrauchs- und CO2-Emissionswerte wurden nach dem vorgeschriebenen WLTP-Messverfahren ermittelt und in NEFZ-Werte umgerechnet. 

Die angegebenen Verbrauchs- und CO2-Emissionswerte wurden nach dem vorgeschriebenen WLTP-Messverfahren ermittelt und in NEFZ-Werte umgerechnet.

Die angegebenen Werte wurden nach vorgeschriebenen Messverfahren (§ 2 Nrn. 5, 6, 6 a PKW-EnVKV in der gegenwärtig geltenden Fassung) ermittelt. CO2-Emissionen, die durch die Produktion und Bereitstellung des Kraftstoffes bzw. anderer Energieträger entstehen, werden bei der Ermittlung der CO2-Emissionen gemäß der Richtlinie 1999/94/EG nicht berücksichtigt. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebotes, sondern dienen allein dem Vergleich der verschiedenen Fahrzeugtypen. Hinweis nach Richtlinie 1999/94/EG: Der Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen eines Fahrzeugs hängen nicht nur von der effizienten Ausnutzung des Kraftstoffs durch das Fahrzeug ab, sondern werden auch vom Fahrverhalten, der gewählten Rad- und Reifengröße, der Masse des Fahrzeugs und anderen nicht technischen Faktoren beeinflusst. CO2 ist das für die Erderwärmung hauptsächlich verantwortliche Treibhausgas. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem „Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der DAT Deutsche Automobil Treuhand GmbH, Hellmuth-Hirth-Straße 1, 73760 Ostfildern (www.dat.de) unentgeltlich erhältlich ist.