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INTERVIEW

"Ich will es besser machen"

Text: Matea Prgomet
Fotos: Florian Pohl/City-Press GmbH,
City-Press GmbH, Arne Friedrich Stiftung
Als deutscher Nationalspieler wurde der gebürtige Westfale weltberühmt. Heute ist er Sportdirektor bei Hertha BSC. Eines ist dabei klar: Arne Friedrich gehörte schon immer zu den Sympathen des Fußballs. Im Interview erzählt er, wieso er sein früheres Reiseverhalten heute hinterfragt und warum es ihm so wichtig ist, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Arne, starten wir gleich mit der Gretchenfrage in Sachen Mobilität: Bekennender Autofahrer, Motorradliebhaber oder Fahrradfan?

Ich fahre gerne Motorrad und auch Fahrrad. Damit bin ich viel rumgekommen, als ich in Chicago für den Chicago Fire Football Club gespielt habe, denn es gibt dort viele Fahrradstrecken. In meiner jetzigen Heimat Berlin werden zwar auch zunehmend Fahrradwege angelegt, aber die Strecke von zu Hause ins Büro ist mir dann doch etwas zu weit für das Zweirad. Ich möchte nicht so gern vollgeschwitzt im Office erscheinen, deswegen fahre ich dann Auto.

Wenn du dann mal auf dem Fahrrad oder im Auto sitzt, wie würdest du deinen Fahrstil beschreiben?

Sportlich, aber definitiv nicht aggressiv. Ich bin im Laufe der Jahre etwas ruhiger geworden und übe mich in Geduld. Gerade der Berliner Stadtverkehr kann sehr anstrengend sein. Der beste Tipp, um sich nicht aufzuregen, ist, einfach rechtzeitig loszufahren.

Du bist früher zwischen Los Angeles und Berlin gependelt, warst – zumindest vor der Coronazeit – beruflich viel unterwegs. Wie hast du die entschleunigten Pandemie-Monate erlebt?

Für mich war es das komplette Gegenteil von Entschleunigung. Seit ich mit der Saison 2020/2021 bei Hertha BSC als Sportdirektor angefangen habe, habe ich einfach wahnsinnig viel gearbeitet und seit anderthalb Jahren keinen Urlaub mehr gemacht. Tolle Arbeit zwar, mit wunderbaren Menschen, aber nicht gerade erholsam. Das Fußballgeschäft ist ein Sieben-Tage-Job. Das Telefon und der Laptop sind meine ständigen Begleiter.

Portraitbild Arne Friedrich
Klingt anstrengend.

Das ist es. Aber die Pandemie hat uns auch gezeigt, wie privilegiert wir vorher waren und dass zum Beispiel das ständige Reisen, egal ob geschäftlich oder privat, auch problematisch für die Umwelt ist. Daraus habe ich meine Lehren gezogen.

Welche sind das?

Ich habe in letzter Zeit beruflich Flüge nur noch dann wahrgenommen, wenn es wirklich notwendig war, ansonsten überhaupt nicht mehr. Früher bin ich tatsächlich die ganze Zeit zwischen den USA und Deutschland gependelt, bin ins Flugzeug gestiegen und habe mir keine großen Gedanken gemacht. Das war schon egoistisch. Heute reflektiere ich mehr. Sollte sich bald wieder so etwas wie eine Normalität beim Reisen einstellen, will ich meine Flüge in Zukunft besser durchdenken und lieber längere Zeit am Stück an einem Ort bleiben. Ich will es besser machen als früher.

Was ist dein Lieblingsort – und wieso?

Ich bin ein Stadtmensch und liebe Chicago, die Stadt der Dachterrassen. Gerade im Frühling und Sommer ist es dort wundervoll. Es gibt eine hervorragende Gastronomiekultur, internationale und interessante Menschen, tolle Musik, ein brummendes Nachtleben – und es ist nicht so hektisch wie New York. Aber ich mag auch Los Angeles sehr gern, dort habe ich meine zweite Wahlheimat gefunden.

Sportdirektor Herta BSC Arne Friedrich

Arne Friedrich

Der 42-Jährige war 13 Jahre lang Profifußballer, unter anderem bei Arminia Bielefeld, Hertha BSC, VfL Wolfsburg und dem Chicago Fire Football Club. Außerdem bestritt er mit der deutschen Nationalmannschaft jeweils zwei Europa- und Weltmeisterschaften. Nach seinem Rücktritt im Jahr 2013 sammelte er Erfahrungen als Fußballexperte.
Seit Juni 2020 ist Friedrich Sportdirektor von Hertha BSC. Mit seiner Arne-Friedrich-Stiftung
engagiert er sich ehrenamtlich für Kinder und Jugendliche.

Beides keine deutschen Städte …

Ich habe meinen Lebensmittelpunkt in Berlin – und Berlin ist auch eine schöne Stadt. Aber man möchte doch immer das haben, was man gerade nicht hat. Aber natürlich, ja: Berlin ist meine Heimat. Ich bin schon seit 20 Jahren hier.

Apropos Berlin: Du warst dieses Jahr zu Gast beim Greentech Festival in der Hauptstadt, wo sich alles um nachhaltige Mobilität dreht. Was bedeutet dir das Thema?

Sehr spannend, was Nico Rosberg mit seinem Team auf die Beine gestellt hat! Ich bin nun bereits das zweite Mal dort gewesen, und es hat mich weiter zum Nachdenken angeregt. Es ist erschreckend zu sehen, was wir mit unserer Welt machen, und ich bin dankbar für all die Menschen, die grüne Technologien vorantreiben. Mein Reiseverhalten, die Art und Weise, wie ich mich fortbewege, das sind Themen, die mich wirklich beschäftigen.

Als Automobilpartner von Hertha BSC stattet Hyundai den Fuhrpark des Hauptstadtclubs jetzt mit umweltfreundlichen Hybrid-, Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeugen aus. Warum sind solche Kooperationen wichtig?

Hertha BSC ist kein Verein, der sich nur mit Fußball beschäftigt. Wir haben uns viele weitere Themen auf die Fahne geschrieben. Denn gerade Fußball hat weltweit einen sehr großen Stellenwert, und es ist unsere Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen. Gerade die Kooperation mit unserem Mobilitätspartner Hyundai ist mir deshalb besonders wichtig: Wir wollen uns umweltfreundlich fortbewegen und werden unsere gesamte Dienstwagenflotte auf Fahrzeuge mit nachhaltigen Antrieben umstellen.

Ehemaliger deutscher Nationalspieler Arne Friedrich
Privat engagierst du dich zudem mit einer eigenen Stiftung. Was hat es damit auf sich?

Der Gedanke, eine eigene Stiftung zu gründen, ist schon während meiner aktiven Zeit als Profifußballer in mir gereift. Und eine Stiftung arbeitet sehr selbstbestimmt – ich weiß, wo das Geld hinfließt. Mit der Arne-Friedrich-Stiftung kümmern wir uns um Kinder und Jugendliche. Unser Ziel ist es, die Chancengleichheit über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg zu fördern. Außerdem leisten wir medizinische Unterstützung für Kinder, die schwer erkrankt sind. Die Hospizarbeit ist mir besonders wichtig. Dort können wir das Leben der Patienten vielleicht nicht verlängern, aber zumindest Herzenswünsche erfüllen. Was viele außerdem nicht wissen: Nur 50 Prozent der Kosten, die im Hospiz anfallen, werden durch Krankenkassen gedeckt. Der Rest muss durch Spenden zusammenkommen.

Das klingt, als wärst du nicht nur Namensgeber der Stiftung. Du bist auch wirklich mit dem Herzen dabei.

Ja, das bin ich. Ich mache das abends nach meiner Arbeit bei Hertha BSC, soweit es eben geht. Es gibt so viele Möglichkeiten zu helfen, Initiativen zu starten, gemeinsam etwas zu erreichen. Und manchmal ist es so einfach und es reicht ein Telefonanruf. Leute kennen Leute – und dann geht es ganz schnell.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass wir Lehren aus unserem Handeln ziehen und dass wir die kleinen Momente genießen. Dass wir Menschen helfen, die in Not sind. Ich glaube, die Pandemie hat deutlich gezeigt, dass wir soziale Wesen sind. Jetzt, wo wir bald wieder mehr Freiheiten genießen dürfen, sollten wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen pflegen. Und natürlich wünsche ich mir eine erfolgreiche Saison mit Hertha BSC!

Arne-Friedrich-Stiftung kümmert sich um Kinder und Jugendliche

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